Lehnt das GDL-Verhandlungsergebnis ab!

Schließt euch dem Aktionskomitee Bahn an!

Das Aktionskomitee Bahn ruft alle Eisenbahnerinnen und Eisenbahner auf, sich unserem Komitee anzuschließen und den Tarifvertrag, den GDL und Deutsche Bahn am 26. März vereinbart haben, in der kommenden Urabstimmung abzulehnen. Die Vereinbarung ist eine einzige Mogelpackung.

Streikende Eisenbahner in Berlin (Foto WSWS)

Die GDL hatte in den Tarifverhandlungen schon früh ihre ursprünglichen Lohnforderungen aufgegeben. Von der Forderung nach 555 Euro monatlicher Entgelterhöhung bei einer Laufzeit von zwölf Monaten wechselte sie schnell zu den Abschlüssen, die sie mit anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen vereinbart hatte. Nun hat sie sich auf 420 Euro bei einer Laufzeit von 26 Monaten geeinigt, das sind aufs Jahr umgerechnet 194 Euro statt 555 Euro im Monat!

Für die ersten neun Monate hat die Gewerkschaft eine Nullrunde vereinbart. Erst am 1. August 2024 erhöht sich der Lohn um 210 Euro, dann erneut um 210 Euro am 1. August 2025, fünf Monate vor Ablauf des Tarifvertrags. Bezogen auf ein durchschnittliches Einkommen von 3400 Euro Bruttomonatslohn sind das 5,7 Prozent im Jahr und damit kaum mehr, als die EVG 2023 mit der DB vereinbart hat.

Die GDL ist nicht nur bei den Entgelterhöhungen vollständig eingeknickt, sie hat auch den geforderten Vertrag für die neue DB-Tochter InfraGo nicht durchgesetzt, obwohl das mit einem Vollstreik, wie er bereits beschlossen war, erreicht worden wäre. Zusätzlich hat die GDL dem Wegfall des Zwölf-Tage-Urlaubswahlmodells zum 1. Januar 2026 zugestimmt.

Deshalb konzentriert die GDL-Spitze nun ihre gesamte Argumentation auf die Verkürzung der Arbeitszeit. GDL-Chef Claus Weselsky und andere Funktionäre bezeichnen sie als „historisch“. Zwischen 2026 und 2029 wird die wöchentliche Referenzarbeitszeit in vier Schritten auf 35 Stunden gesenkt, ohne dass der Lohn entsprechend gekürzt wird.

Doch was auf den ersten Blick wie „Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich“ aussieht, entpuppt sich auf den zweiten als eine Mogelpackung. Denn die Senkung der Reallöhne hat schon im Voraus stattgefunden, und zwar um 12 Prozent in den letzten zweieinhalb Jahren. Auf dieser Grundlage soll nun die Arbeitszeit gekürzt werden.

Während der Corona-Krise hatte die GDL wie viele andere Gewerkschaften einer massiven Reallohnsenkung zugestimmt. Während der Laufzeit des letzten Tarifvertrags vom September 2021 bis Oktober 2023 stieg der offizielle Verbraucherpreisindex um 15,4 Prozent. Die GDL hatte aber nur eine Tariferhöhung von 3,3 Prozent in zwei Stufen vereinbart. Diese massive Reallohnsenkung war maßgeblich für die Forderung nach 555 Euro im Monat. Sie sollte den Reallohnverlust von mindestens 12 Prozent ausgleichen.

Nun ist die Reallohnsenkung nicht ausgeglichen worden. Wie stark dann die Reallöhne in der Zeit von 2026 bis 2029, wenn die Arbeitszeit verkürzt wird, steigen oder auch sinken, steht in den Sternen.

Die DB hat der Tarifeinigung zugestimmt, weil die Arbeitszeit nicht verbindlich für alle Beschäftigten im Schichtdienst ist, nicht „allen übergestülpt“ wird, wie das Personalchef Martin Seiler formulierte. Das Lob der DB für die jetzige Vereinbarung bezieht sich ausdrücklich auf die Einführung des freiwilligen „Arbeitszeitkorridors“ von 35 bis 40 Stunden.

Die Alternative für die Kolleginnen und Kollegen sieht also folgendermaßen aus: Wer seine Arbeitszeit schrittweise reduzieren muss oder möchte, hat dies zu beantragen. Sein jeweils aktuelles Lohnniveau bleibt bestehen, also inklusive der 12 Prozent Reallohnsenkung (Stand heute). Wer sich das finanziell nicht leisten kann, „darf“ seine bisherige Arbeitszeit beibehalten oder sogar erhöhen, um die erlittenen Reallohnsenkungen zumindest teilweise auszugleichen. Für jede Stunde, die er mehr arbeitet, erhält er 2,7 Prozent mehr Lohn.

Weselsky hat dies in einem aktuellen Video, in dem er für den Tarifabschluss wirbt, klar ausgedrückt. „Die Entscheidung, die ihr in der Zukunft zu fällen habt, ob ihr diese abgesenkte Arbeitszeit wollt, ob ihr auf eurer alten Arbeitszeit bleiben wollt oder ob ihr womöglich mehr Arbeitszeit in Zukunft leisten wollt, weil der Wert der Arbeit durch uns gemeinsam vollkommen neu bestimmt worden ist, das sind individuelle Entscheidungen. Da werden wir euch nicht reinreden.“ Der Arbeitszeitkorridor von 35 bis 40 Stunden sei „absichtlich so gestaltet von uns“.

Der „Wert der Arbeit“ ist tatsächlich „vollkommen neu bestimmt worden“: Er ist gesunken.

Klar ist: Die Einführung des Arbeitszeitkorridors ist keine Arbeitszeitverkürzung. Einige Kolleginnen und Kollegen haben dies in den Sozialen Medien unterstrichen: „Die Arbeitszeitverkürzung wird es nur auf dem Papier geben.“

Erstens weil man von dem niedrigen Lohn für die Normalarbeitszeit kaum leben kann. Zweitens können sich die wenigsten von uns vorstellen, dass für den Einzelnen die Arbeit weniger wird. Dazu müssten Zigtausende neue Kolleginnen und Kollegen eingestellt werden.

Die konservative Welt, die über die Tarifvereinbarung hoch erfreut ist, belegt diese Einschätzung mit einem Verweis auf Frankreich. Dort bestehe schon seit dem Jahr 2000 offiziell eine 35-Stunden-Woche. „De facto aber arbeiten die Franzosen mehr und effizienter als die Deutschen (1520 Stunden pro Jahr versus 1349).“ Begründung: „Denn die 35-Stunden-Woche ist dort, wie auch nun künftig bei der Bahn, keine Obergrenze.“

Erneut erweist sich das Gepolter von Weselsky als heiße Luft. Die GDL-Spitze hat in allen Punkten nicht die Interessen der Beschäftigten, sondern der DB umgesetzt. Das ist das Ergebnis von Weselskys Grundsatz, er sei „in der Marktwirtschaft, nicht im Klassenkampf“ unterwegs.

Wir vom Aktionskomitee Bahn lehnen es ab, unsere Interessen denen der DB, eines anderen Eisenbahnverkehrsunternehmens sowie deren Aktionären und Eigentümern unterzuordnen. Wir stehen auf dem Standpunkt, dass unsere Interessen Vorrang haben müssen vor den Profit-Interessen der Konzerne oder den politischen Zielen der Bundesregierung.

Denn der jetzige Abschluss der GDL reiht sich in die Tarifabschlüsse anderer Gewerkschaften ein. Sie alle stehen in der Kriegspolitik geschlossen hinter der Ampel-Koalition aus SPD, FDP und Grünen. Die deutsche Regierung steckt Hunderte Milliarden Euro in die Aufrüstung und Militarisierung der gesamten Gesellschaft. Deutschland ist nach den USA größter Unterstützer der Ukraine und Israels.

Doch Krieg nach außen bedingt zwangsläufig Krieg nach innen – gegen die eigene Arbeiterklasse. Die Gewerkschaften stehen in diesem Kampf uneingeschränkt auf der Seite der Regierung und der Unternehmer. Weselsky, Mitglied der CDU, ist sich wie alle anderen Gewerkschaftsführer mit der Regierung einig, die Kosten der militärischen Aufrüstung durch Lohnsenkung, Sozialabbau und verstärkte Ausbeutung zu finanzieren.

Wir bei der Bahn sind noch durch den Umstand betroffen, dass sich Deutschland immer mehr zur logistischen Drehscheibe der Nato entwickelt. Die Bundesregierung – unterstützt von GDL und EVG – will deshalb sicherstellen, dass der Transport von Waffen, Militärausrüstung und Truppen über die Schiene reibungslos funktioniert und nicht durch unsere Streikaktionen gestört wird.

Das ist der Grund, weshalb sich die GDL-Spitze und Weselsky die ganze Zeit geweigert haben, einen wirklichen Kampf zu führen. Im Dezember 2023 hatten 97 Prozent der GDL-Mitglieder in der Urabstimmung für einen unbefristeten Streik votiert. Doch die GDL dachte überhaupt nicht daran, ihn zu organisieren.

Die Kampfbereitschaft, die sich in sechs Warnstreiks und der Urabstimmung ausdrückte, kann nur gegen die Apparate von GDL und EVG mobilisiert werden. Daher ist der Aufbau des Aktionskomitees Bahn so wichtig. Wir haben uns während des EVG-Streiks im letzten Sommer gegründet, über die engen gewerkschaftlichen und betrieblichen Grenzen hinweg. Unsere Haltung ist klar:

  • Kein Vertrauen in EVG und GDL! Die Rechte und Bedürfnisse von uns Beschäftigten stehen höher als die Profitinteressen der Investoren und Aktionäre oder die politischen Interessen der Bundesregierung.
  • Stoppt die Militärtransporte. Wir wollen uns nicht mitschuldig machen am Gemetzel in der Ukraine und dem Völkermord in Gaza.

Die GDL-Spitze wird den Tarifabschluss noch in diesem Monat der Mitgliedschaft zur Abstimmung vorlegen. Um ihn im Interesse der Deutschen Bahn und der Bundesregierung durchzusetzen, führt sie aktuell die Kampagne mit der Behauptung, der Abschluss wäre aufgrund der Arbeitszeitverkürzung „historisch“.

Wir als Aktionskomitee Bahn stellen uns dagegen. Nur wenn wir gemeinsam kämpfen, unabhängig davon, ob Mitglied der GDL, der EVG oder überhaupt einer Gewerkschaft, können wir erfolgreich unsere berechtigten Interessen durchsetzen. Alle Eisenbahnerinnen und Eisenbahner, die für ihre Interessen kämpfen wollen, rufen wir deshalb auf: Schließt euch dem Aktionskomitee an. Meldet euch per Whatsapp unter +49-163-337 8340 und registriert euch über das unten stehende Formular.

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