UPS streicht 12.000 Stellen: Die herrschende Klasse beschleunigt ihre Politik der Massenarbeitslosigkeit

UPS-Fahrer Joe Speeler bei einer Zustellung am 21. September 2021 [AP Photo/Gene J. Puskar]

Das Logistikunternehmen United Parcel Service (UPS) kündigte am Mittwoch die Entlassung von 12.000 Angestellten an – 14 Prozent des weltweiten Verwaltungspersonals. Der Stellenabbau, der in der ersten Hälfte dieses Jahres in Kraft tritt, findet im Rahmen eines Kürzungsplans von 1 Milliarde Dollar statt und ist Teil einer weltweiten Entlassungswelle in der Automobil-, Technologie- und anderen Branchen.

In einer Telefonkonferenz mit Investoren prahlte die UPS-CEO Carol B. Tomé, dass die weltweite Belegschaft von 540.000, als die Nachfrage wegen der Pandemie ihren Höhepunkt erreichte, auf heute 495.000 reduziert wurde. Selbst wenn das Auftragsvolumen wieder steigen würde, so Tomé, würden sie nicht wieder eingestellt.

Obwohl die Gewerkschaft Teamsters behauptet, dass diese Kürzungen nicht die gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter betreffen, werden Positionen im Managementbereich abgebaut, da UPS beabsichtigt, weit weniger Lagerarbeiter, Fernfahrer und Paketzusteller einzusetzen. Innerhalb weniger Stunden nach der Ankündigung meldeten UPS-Beschäftigte in Baltimore auf Facebook, dass die Tagesschicht eingestellt worden sei. Das wäre mindestens das dritte große UPS-Zentrum, das in den letzten Wochen die Tagesschicht abgebaut hat.

Tomé sagte, dass UPS den Einsatz von arbeitssparenden Technologien beschleunigen werde, um mit weniger Personal mehr Profit zu machen. Mit Blick auf die neue UPS Velocity-Anlage in Louisville, Kentucky, sagte sie: „Wir haben sie Velocity genannt, weil sie Robotik, Automatisierung, maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz einsetzt, um die Abwicklungsprozesse zu rationalisieren.“

Der Stellenabbau wurde unmittelbar nach Bekanntgabe der Jahresbilanz angekündigt, aus der hervorging, dass das Unternehmen 2023 trotz eines Rückgangs des Frachtaufkommens einen Betriebsgewinn von 9,9 Milliarden US-Dollar erzielt hat, davon 5,5 Milliarden in den USA. Außerdem flossen 7,6 Milliarden US-Dollar über Aktienrückkäufe und erhöhte Dividenden an die Aktionäre. Während die Großanleger massiv profitieren, wurden die Arbeitsstunden der Beschäftigten im letzten Quartal um fast 10 Prozent gekürzt, weil das Unternehmen versucht, die 12-prozentige Lohnerhöhung aus der neuen Tarifvereinbarung mit den Teamsters auszugleichen.

Der Stellenabbau entlarvt die Lügen des Teamsters-Vorsitzenden Sean O’Brien und seiner PR-Leute von den Democratic Socialists of America, die behaupten, die Gewerkschaft habe im vergangenen Jahr einen „historischen“ Tarifvertrag abgeschlossen. Obwohl die 350.000 Beschäftigten fast einstimmig für Streik votiert hatten, setzte sich die Gewerkschaftsbürokratie über das Ergebnis hinweg. Sie wusste von dem bevorstehenden Stellenabbau und bot dem Unternehmen ihre Mitarbeit an, um die Existenzgrundlage Tausender Arbeiter zu zerstören.

Das Wall Street Journal kommentierte die UPS-Ankündigung so: „Viele US-Unternehmen entlassen Mitarbeiter, da die Vorstände versuchen, die Kosten zu senken, überflüssige Positionen zu streichen und die Entscheidungsfindung zu beschleunigen. Arbeitgeber und Analysten sagen, dass abgesehen von den Budgetkürzungen, die oft zu Beginn des Kalenderjahres stattfinden, das Gefühl wächst, dass der Prozess der Verschlankung noch nicht vorbei ist.“

Die Kürzungen erfassen große Teile der Wirtschaft. Im Technologiebereich wurden im vergangenen Jahr 260.000 Arbeitsplätze abgebaut, im ersten Monat 2024 weitere 24.000, darunter bei PayPal (2.500 Stellen), in der Videospielabteilung von Microsoft (1.900), Unity Software (1.800), Google (1.000), eBay (1.000), Salesforce (700), der Messaging-Plattform Discord (170) sowie Hunderte Stellen bei Amazon Prime Video, MGM Studios und Twitch Livestreaming.

Der Corona-Impfstoffhersteller Novavax, der im letzten Mai Stellenstreichungen um 25 Prozent angekündigt hatte, gab am Mittwoch bekannt, weitere 12 Prozent zu kürzen, um die Kosten noch stärker zu senken.

Der Druckmaschinenhersteller Xerox streicht mehr als 3.000 Stellen, US-Warenhausbetreiber Macy’s 2.350 und der Online-Händler Wayfair 1.650. Die Citigroup kürzt 20.000 Arbeitsplätze bis Ende 2026, Blackrock hat den Abbau von 600 Stellen angekündigt. Tausende Journalisten verlieren ihren Job bei CNN, NBC News, der Los Angeles Times, New York Daily News, Forbes, Sports Illustrated und anderen Medien.

Nächste Woche werden fast 4.000 Autoarbeiter in den Stellantis-Werken in Toledo (Ohio) und Detroit (Michigan) entlassen. Nur wenige Wochen vorher waren bereits Hunderte Zeitarbeiter abrupt gekündigt worden. Auch Ford und GM entlassen Tausende Mitarbeiter. Die Autokonzerne führen weltweit Umstrukturierungen durch, bauen Kosten und Arbeitsplätze ab und buhlen um Vorteile auf dem Markt für Elektrofahrzeuge. In Deutschland, Frankreich und Italien werden Tausende Arbeiter bei Stellantis, VW, Bosch, Continental, ZF und anderen Zulieferern entlassen.

Die Zerstörung der Arbeitsplätze ist eine bewusste Klassenpolitik, die von den kapitalistischen Regierungen in aller Welt unterstützt wird. Ihre kriminelle Durchseuchung der Bevölkerung in der Corona-Pandemie hat weltweit fast 30 Millionen Todesopfer gefordert, Millionen Menschen mussten aufgrund von Long Covid aus dem Beruf aussteigen. Dieser „Arbeitskräftemangel“ hat nach Jahrzehnten sinkender oder stagnierender Einkommen zu einem leichten Lohnanstieg geführt, den die herrschende Klasse für inakzeptabel hält.

Unter dem Vorwand, die „Lohninflation“ zu bekämpfen, hat die US-Notenbank Federal Reserve die Zinssätze auf den höchsten Stand seit mehr als 22 Jahren angehoben. Das Ziel ist es, die Arbeitslosigkeit drastisch zu erhöhen und die Forderungen der Arbeiter nach Löhnen, die mit der Inflation Schritt halten, abzuwehren. Die Zentralbanken anderer Länder haben es der Fed nachgemacht und ebenfalls die Zinsen erhöht.

Unter Berufung auf die Arbeitslosenzahlen vom Dezember 2023 stellte das Wall Street Journal am Dienstag mit Genugtuung fest, dass die Entlassungen zugenommen haben und Kündigungen seitens der Beschäftigten Ende letzten Jahres unter den Stand vor Beginn der Pandemie gefallen sind. Doch die Federal Reserve gab sich mit dem Ausmaß der Arbeitslosigkeit nicht zufrieden und hielt am Mittwoch die Zinssätze konstant, um die Arbeiterklasse weiter zu knebeln. „Wenn wir eine unerwartete Abschwächung auf dem Arbeitsmarkt sehen würden, dann würden wir die Zinsen früher senken“, erklärte Fed-Chef Jerome Powell.

Die amerikanische herrschende Klasse führt einen Krieg an zwei Fronten. Sie unterstützt Israels Völkermord in Gaza, weitet ihre Militäroperationen im Nahen Osten aus und bereitet sich auf einen direkten Krieg mit Russland und China vor, um ihre Weltmachtposition wiederherzustellen und Zugriff auf Ressourcen und billige Arbeitskräfte zu erhalten. Gleichzeitig treibt sie die Arbeiterklasse im eigenen Land gezielt ins Elend. Sie setzt in den Betrieben und anderen Arbeitsstätten ein Ausbeutungsniveau und diktatorische Bedingungen durch, die sie für einen dritten Weltkrieg benötigt.

Bei dieser Politik verlässt sich die Biden-Regierung auf die Gewerkschaftsbürokratie, um Streiks zu unterdrücken oder zu verraten. Wie die Teamsters in der Logistikbranche haben auch die Gewerkschaften der US-Schauspieler und Drehbuchautoren (SAG-AFTRA und Writers Guild) und die Autogewerkschaft United Auto Workers angeblich „historische“ Tarifvereinbarungen unterzeichnet, die in Wirklichkeit einem massiven Angriff auf die Arbeitsplätze den Weg ebneten. Die Gewerkschaftsbürokratie wird für ihre Dienste fürstlich entlohnt und in Bidens brutale Kriegs- und Sparpläne weiter eingebunden.

Letzte Woche verkündete die UAW-Führung ihre offizielle Unterstützung für Joe Biden als Präsidentschaftskandidaten. Auf einer Veranstaltung der UAW mit Biden protestierten einige Teilnehmer gegen „Genocide Joe“ und forderten einen Waffenstillstand in Gaza. Gewerkschaftspräsident Sean Fain stellte sich hinter die Regierung und ließ die Demonstranten aus dem Saal werfen. Die Teamsters haben sich noch nicht offiziell in der Wahlkampagne positioniert, aber die Gewerkschaftsspitzen trafen sich am Mittwoch mit Donald Trump. Bereits Anfang des Monats fand ein Treffen zwischen O’Brien und Trump statt. Ganz gleich, ob die Gewerkschaften die Demokraten oder die Republikaner unterstützen – sie fungieren als Instrumente der herrschenden Klasse und unterdrücken den Widerstand der Arbeiterklasse gegen Ungleichheit, Krieg und Diktatur.

Die Arbeiterklasse kann und wird die Not nicht akzeptieren. Sie muss eine Gegenoffensive für den Schutz ihrer Arbeitsplätze beginnen. Ein Kampf kann aber nur Erfolg haben, wenn er unabhängig von den Gewerkschaftsbürokratien geführt wird und die Arbeiterklasse über alle Berufs- und Ländergrenzen hinweg vereint und koordiniert. Ein solcher Kampf erfordert die Vernetzung der Aktionskomitees und die Ausweitung der Internationalen Arbeiterallianz der Aktionskomitees.

Wer den Stellenabbau und die kapitalistische Ausbeutung stoppen will, muss sich am Aufbau einer mächtigen politischen Bewegung der Arbeiterklasse beteiligen, die sich gegen die herrschende Klasse und ihre konzernhörigen Parteien wie die Demokraten und Republikaner in den USA und ihren Kurs auf Krieg, Sparpolitik und Diktatur richtet.

Die Entwicklung von Technologien wie KI und Robotik ermöglicht eine erhebliche Steigerung der Produktivität. Diese arbeitssparenden Technologien sollten zum Nutzen der Gesellschaft eingesetzt werden, indem die Wochenarbeitszeit verkürzt und der Lebensstandard erhöht wird, statt die Arbeiterklasse in die Armut zu treiben. Doch dafür müssen die Großkonzerne enteignet und in öffentliche Versorgungsbetriebe umgewandelt werden, die im gesellschaftlichen Besitz sind und von der Arbeiterklasse demokratisch kontrolliert werden – im Rahmen einer weltweiten sozialistischen Planwirtschaft.

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